Was ist Sexy?

Auch mal eine interessante Frage.  Das Erste: zu glauben, dick auftragen zu müssen, weil die Kerle es ja sonst nicht kapieren. Make-up mit der Maurerkelle verspachteln, Brüste bis unters Kinn zurren, Sprüche wie aus der 0190er-Werbung. Sowas meine Liebe, geht nicht. Der andere Irrtum: dass es einen interessant macht, wenn man kühl und abweisend ist. Wenn man so tut, als ob einen Männer gar nicht interessieren. Nein: Es macht einen interessant, wenn man das Leben liebt. Und Männer gehören verdammt noch mal sehr zum Leben dazu. Sie spüren es, wenn man sie eigentlich verachtet.

Wärme ist sexy. Freundlichkeit ist sexy. Begeisterungsfähigkeit ist unglaublich sexy. Echtes Interesse an der Umwelt, an anderen Menschen, an Momenten. Das Talent, sich aus tiefstem Herzen über etwas zu freuen und es auch zu zeigen. Die Gabe zu
genießen, sich mit jeder Faser auf eine Erfahrung einzulassen. Wozu also mit blöden Spielen Zeit verschwenden? Wir wollen doch im Grunde die Männer, also zeigen wir es ihnen auch.

Unter der Verkleidung sieht man die Wahrheit: zaghaft, verkrampft, bedürftig. Und das sieht man sogar noch deutlicher als den tiefsten Ausschnitt. Wer sich dagegen in seinen ältesten Jeans und seinen neuesten Glitzer-Flip-Flops pudelwohl fühlt, entspannt und unternehmungslustig, ist einfach unwiderstehlich.

Denn nicht die
Klamotten sind sexy, sondern der Mensch, der drinsteckt. Wie geschmeidig er sich in ihnen bewegt, wie gern man ihn berühren möchte. Männer sagen immer, sie hätten gern „was zum Anfassen“, und es ist tatsächlich dieser Impuls, am liebsten die Hand auszustrecken, den erotische Menschen auslösen. Sexiness hat mehr mit Fühlenwollen als mit Angucken zu tun. Um sexy zu sein braucht es nicht teuer Markenklamotten oder eine neue superdurchgestylte Haarfrisur. Sondern einfach nur ein Gefühl, welches in Euch wohnt und ihr nach aussen transportieren müsst. Und vergesst bitte, solche Gedanken, mein Arsch ist zu Dick oder meine Haare sitzen nicht. Das spiegelt sich in der Körpersprache: Wer sich selbst für begehrenswert hält, berührt sich öfter, streicht sich durch die Haare und macht so unbewusst aufmerksam auf sich.  Einige sind es gewohnt, den Körper als Katastrophengebiet zu betrachten, dass die Idee, Freude an ihm zu haben, fast unanständig ist. Doch genau das ist das kleine Geheimniss, nur wer sich selbst liebt und in sich ruht mit sich zufrieden ist, kann auch auf andere so wirken. Ich habe gerade das Gefühl als hätte ich diesen Satz schon mal geschrieben, wenn es so seinen sollte *sorry*. Bei so vielen Seiten habe ich den Überblick verloren.

Wer seinen Körper nicht mag, zeigt es, indem er ihn versteckt: Bluse über der Hose, bloß nichts Ärmelloses, egal, wie warm es ist, hoffen, nicht zu genau angesehen zu werden. Es ist, als ob man mit einem riesigen Schild „Ich bin nicht sexy“ durch die Welt liefe – irgendwann fangen die Leute an, das zu glauben. Umgekehrt funktioniert es aber genauso: Wer daran glaubt, sexy zu sein, strahlt das aus, und wird es so.

                                                         Mai 2008

 

[counter]

22